Sonntag, 25. Mai 2014

Ich Muss Gar Nix!

...außer lernen.


Ein Hund MUSS...

...sich sein Futter wegnehmen lassen!
...gehorchen!
...sich mit anderen Hunden verstehen!
...alleine bleiben können!
...dies und jenes!

...und alles andere ist abnormal!

Leider höre ich das immer wieder, besonders im Zusammenhang mit Problemverhalten. Ein Hund, der nicht so ist, wie man es sich vorstellt, ist nicht tragbar und dies ist ein häufiger Grund, warum Hunde abgegeben oder sogar eingeschläfert werden. Weil das Verhalten als abnormal angesehen wird, bekommt es etwas krankhaftes: der Hund funktioniert nicht wie er müsste... er ist kaputt :-(

Ich sage: Ein Hund MUSS gar nichts!
Außer schlafen, fressen, trinken, atmen und... lernen!
(übrigens inspiriert von dem nicht wirklich jugendfreien Text eines gleichnamigen Liedes der Band Großstadtgeflüster - wen's interessiert, der kann ja auf Youtube danach suchen ;)


Natürlich ist es die Pflicht des Hundebesitzers, seinen Hund zu einem gesellschaftsfähigen Hausgenossen zu erziehen. Natürlich ist es wichtig, dass sich ein Hund seine Beute abnehmen lässt ohne Aggression zu zeigen.
Aber ein Hund kommt nicht mit dem inneren Drang auf die Welt, seinem Besitzer und der Gesellschaft zu gefallen! Was er später MUSS, muss er zuerst lernen! Und Lernen muss jedes höhere Lebewesen tatsächlich, denn Lernen findet immer statt – gewollt und ungewollt.

Ein Hund ist auch nicht abnormal, weil er in bestimmten Situationen aus der Sicht des Menschen problematisch reagiert! Denn aus seiner Sicht reagiert er immer angemessen. Er reagiert so, wie er es gelernt hat (mit Ausnahme natürlich von Verhaltensproblemen aufgrund körperlicher Erkrankungen).
Hunde sind, wie alle anderen Lebewesen auch, Egoisten und werden immer das tun, was in der jeweiligen Situation den größten Nutzen bei minimalen Risiko bringt. Deshalb verteidigen Hunde ihr Futter... weil sie es dann behalten können. Deshalb gehorchen sie nicht, weil etwas anderes zu tun ihnen in der jeweiligen Situation mehr bringt, als auf ihren Menschen zu hören usw.

Der Trick ist nun – und dabei ist es relativ egal, ob es nun um ein ernstes Verhaltensproblem oder um eine Kleinigkeit geht – dem Hund beizubringen, was er zu tun hat und es ihm auch schmackhaft zu machen, ihn also ausreichend zu motivieren, sodass es sich für ihn mehr lohnt, dass gewünschte Verhalten zu zeigen als das Unerwünschte.

Das mag manche Menschen desillusionieren, die nur allzu gerne glauben würden, ihr Hunde würde aus Liebe zu ihnen etwas tun. Und auch wenn ich die Existenz tierischer Gefühle nicht bestreiten will... ich könnte noch so verliebt in meinen Chef sein und würde dennoch nicht arbeiten gehen, wenn ich dafür kein Geld bekomme... und der Hund soll ohne Lohn, nur aus Nächstenliebe, handeln?


Quelle:
Dieser Artikel ist bereits im TierarztBLOG erschienen.

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